Untersuchungen zum Wasserhaushalt eines natürlichen Weidenbestandes (Salix spp.) in einem nordostdeutschem Flusstalmoor

Autor:
Frahm, Enrico; Miegel, Konrad; Salzmann, Thomas
In:

Deutsch-Französisches Kolloquium: Ökologie und Schutz der Moore - Grenzüberschreitendes Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord

Autor: Frahm, Enrico; Miegel, Konrad; Salzmann, Thomas
Urheber: Réserve Naturelle des Rochers et Tourbières du Pays de Bitche
Jahr: 2008

Einordung:
Institut: Professur Hydrologie und Angewandte Meteorologie

Abstract:
Bei Weide (Salix spp.) handelt es sich um einen typischen Vertreter von Bäumen oder Sträuchern auf Moorflächen. Charakteristische Arten für die nordostdeutschen Moore sind dabei die Grauweide (S. cinerea), Lorbeerweide (S. pentandra), Ohrweide (S. auritia) als auch die Korbweide (S. viminalis), wobei häufig Hybriden der einzelnen Arten anzutreffen sind. Weiden sind der Gruppe der Phreatophyten zuzuordnen, d.h. sie beziehen das von ihnen benötigte Wasser direkt aus dem Grundwasser oder aus dem darüber liegendem Kapillarsaum. Somit stellen Weiden ein direktes Bindeglied im System Boden-Pflanze-Atmosphäre dar. Änderungen im Wasserhaushalt der Pflanze werden direkt an den Bodenwasserhaushalt weitergeleitet. In Verbindung mit einer starken Verdunstungsleistung kann diese direkte Kopplung zu ausgeprägten Tagesgängen des Grundwasserstandes unterhalb der Weidenvegetation führen. Weiden können somit einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Wasserhaushalt eines Moorstandortes haben. Zur Beschreibung als auch zur Quantifizierung dieses Zusammenhangs bestehen derzeit erhebliche Wissensdefizite. Das gilt insbesondere für den Prozess der Verdunstung und die daraus resultierenden Wirkungen auf den Moorwasserhaushalt.
Die hier vorgestellte Untersuchung setzt an diesen Punkten an. Basierend auf einem umfangreichen Messprogramm in den Jahren 2003 und 2004 wurde der Wasserhaushalt eines natürlichen Weidenbestandes im Flusstalmoor der Warnow untersucht. Neben den zeitlich hochaufgelösten 15-minütigen Messungen zum Grundwasserstand, Bodenwasserhaushalt (Tension und Bodenwassergehalt), zur Interzeption sowie zu meteorologischen Parametern, wurde der Blattflächenindex der Weide im 2-wöchigen Rhythmus erfasst.
Ausgehend von Auswertungen täglicher Grundwasserstandsschwankungen wurden tägliche Verdunstungswerte berechnet. Es ergab sich ein maximaler Tageswert der Verdunstung von 7,6 mm.d-1, für das maximale Verhältnis reale Verdunstung zu Grasreferenzverdunstung wurde ein Wert von 2,07 berechnet. Als eines der wichtigsten Ergebnisse konnte die aus der Literatur bekannte Eigenschaft der Weide als sogenannte „Brunnenpflanze“ am untersuchten Moorstandort bestätigt werden. D.h. nach einer intensiven sommerlichen Verdunstungsphase bildete sich unterhalb des einzelnstehenden Weidengebüsches ein eindeutiger Grundwasserabsenktrichter heraus. In Kombination mit einem einfachen Grundwasserströmungsmodell konnte durch diese Messergebnisse die starke wasserzehrende Wirkung der Weide belegt werden. Damit stellt die Weidenvegetation einen wichtigen Prozessfaktor innerhalb des Moorwasserhaushaltes dar. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die starke örtliche Grundwasserabsenkung zu einer verstärkten Moorbodendegradierung führen kann. Auch werden durch die Grundwasserabsenkung beste Bedingungen für eine weitere Ausbreitung der Weidengebüsche in die Fläche geschaffen. Die so gewonnenen Ergebnisse fließen in aktuelle Bewirtschaftungs- und Pflegepläne des untersuchten Flusstalmoores ein.
Das Ziel der Präsentation wird sein, neben den Ergebnissen schwerpunktmäßig die angewandte Methodik zur Beurteilung des Wasserhaushaltes von Weidenbeständen auf Moorstandorten zu erläutern. Es soll versucht werden, die Teilnehmer an das Thema heranzuführen und Anregungen zu geben für Diskussionen und mögliche Anwendungen in eigenen Bereichen.

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Letzte Änderung des Eintrages: 24.06.2008

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